Das autonome Fahren mit fahrerlosen Transportsystemen ist auf dem Vormarsch. Für die Gütermobilität und die Paketzustellung auf der letzten Meile birgt das enorme Chancen, denn die Folgen des Klimawandels und die Emissionsbelastung nehmen zu und der Platz für die Versorgung wird immer knapper.
Um den steigenden Anforderungen an städtische Lieferketten gerecht zu werden, haben Planzer und LOXO das Projekt «Planzer – Dynamic Micro-Hub w LOXO» ins Leben gerufen. Ziel ist es, die Citylogistik in der Schweiz auf ein neues Level zu heben. Dazu hat LOXO die Navigationssoftware LOXO Digital Driver sowie zwei Wechselboxen, die von Kyburz, Anbieter von hochwertigen Mobilitäts- und Transportlösungen für die letzte Meile, und Planzer speziell für diese Anwendung konzipiert wurden, in einen VW-Transporter des Typs ID. Buzz integriert. Als Hommage an die Gründerfamilie hat Planzer das Fahrzeug auf den Namen Mathilde getauft.
In der zweijährigen Pilotphase in der Stadt Bern navigiert Mathilde mehrmals täglich vom Planzer-Bahncenter an der Murtenstrasse zu 14 für die Warenfeinverteilung strategischen Umschlagpunkten. Diese Punkte sind über das Stadtgebiet von Bern verteilt. Sie verbindet ein bewilligtes Streckennetz von 67 Kilometern teilweise mit viel Fahrrad- und Fußverkehr. Hier werden die zwei Wechselboxen mit Paketen auf elektrische Kleinfahrzeuge umgeladen. Die Fahrerinnen und Fahrern des firmeneigenen Paketdienstes Planzer Paket bringen diese zu den Endkunden.
Nach erfolgreichem Abschluss der Pilotphase visieren Planzer und LOXO eine Eigenentwicklung mit acht Wechselboxen und deren Rollout in weiteren Schweizer Städten an. Damit wollen die Innovationspartner den steigenden Anforderungen städtischer Lieferketten gerecht werden und die Skalierbarkeit ihrer Lösung sicherstellen. Das Pilotprojekt soll als Startschuss für eine daten- und dynamikgetriebene urbane Citylogistik dienen. Mit einer weitgehend emissionsfreien Zustellung trägt es zu mehr Nachhaltigkeit für den Lebensraum Stadt bei, sind die Partner überzeugt.
Das Projekt läuft offiziell seit Mitte Oktober 2024. „In dieser kurzen Zeit haben wir bereits mehr als 40 km automatisiert zurückgelegt und die ersten Lieferungen erfolgreich durchgeführt“, sagt Björn Lindner, Leiter Innovationen bei Planzer. Basierend auf den ersten Erfahrungen arbeiten Planzer und LOXO kontinuierlich daran, Prozesse und Technik anzupassen und zu optimieren. „Wir sind zuversichtlich, dass wir bis Ende 2025 nachweisen können, dass automatisiertes Fahren im Bereich der Citylogistik, insbesondere auf der Mittleren Meile, einen festen Platz hat“, ergänzt Lara Amini, Co-Founder & CBO von LOXO. Dies betreffe sowohl die erhöhte Sicherheit und Nachhaltigkeit als auch die Wirtschaftlichkeit. Aus technischer Sicht wollen die Partner demonstrieren, dass automatisiertes Fahren auch funktioniert.
Mit der Integration des LOXO Digital DriverTM – der ersten Navigationssoftware Europas auf öffentlichen Straßen – will LOXO die künstlich intelligente Level-4-Technologie in Schweizer Städten validieren. Mit Level 4 werden Fahrzeuge bezeichnet, die in definierten Bereichen völlig autonom fahren können, ohne dass ein Fahrer eingreifen muss. Die Software-as-a-Service (SaaS)-Lösung von LOXO lässt sich in nahezu jedes Drive-by-Wire-Fahrzeug integrieren. Das elektronische System übernimmt dabei die Steuerung von Lenkung, Gas und Bremse anstelle mechanischer Verbindungen. Speziell für den Nutzfahrzeugsektor entwickelt, erhöht es die Skalierbarkeit durch detaillierte, sich ständig aktualisierende digitale Karten (virtuellem Mapping) und sorgt für einen schnellen und kostengünstigen Betrieb. LOXO und Planzer sind überzeugt, dass sich die Technologie als Standard für eine noch effizientere letzte Meile etablieren kann. Weitere am Projektpartner sind die Stadt Bern, Bozzio AG, Bosch AG, SwissMoves, Noviv Mobility AG, SAAM.
ONOMOTION, ein Hersteller von Elektro-Lastenrädern aus Berlin und Mercedes-Benz Vans haben ein ähnliches Konzept entwickelt. Die beiden Partner haben in Kooperation den Technologieträger SUSTAINEER für die lokal CO2-emissionsfreie Zustellung auf der letzten Meile entwickelt. Er funktioniert als mobiles Mikrohub, indem er vorkommissionierte Container von ONOMOTION mobil an ONO E-Cargobikes übergibt und auswechselt. Durch die schnelle Entladung und Aufnahme der Container können sowohl die vollelektrischen Vans als auch die E-Cargobikes die Waren parallel ausliefern. Nach Angaben der Partner verkürzt dies die Lieferzeiten erheblich und trägt gleichzeitig zur Reduzierung der lokalen CO2-Emissionen im Pakettransport bei. Momentan führen ONOMOTION und Mercedes-Benz Vans gemeinsam Gespräche mit einem KEP-Dienstleister für die geplante Zusammenarbeit in einem Praxistest.
Fotos: Planzer/LOXO und Mercedes-Benz Group AG