Die Paketbranche trotzt der Konjunkturflaute – zumindest teilweise. Wie aus der neuen KEP-Studie 2025 des Bundesverbandes Paket und Expresslogistik (BPEX) hervorgeht, ist das Volumen der Kurier-, Express- und Paketsendungen (KEP) in Deutschland im Jahr 2024 gegenüber dem Vorjahr um 2,8 Prozent auf 4,29 Milliarden gestiegen. Das entspricht einem Anstieg von 115 Millionen Sendungen. Nach dem Rückgang im Jahr 2022 und der leichten Erholung im Jahr 2023 steigt das Sendungsvolumen im Jahr 2024 also wieder deutlich. Zudem fielen die Schwankungen im Jahresverlauf 2024 deutlich geringer aus als in den Jahren zuvor.
Vor allem das Privatkundengeschäft (B2C) boomt: Angetrieben von einem ungebremsten Online-Handel verzeichnet dieses Segment ein Plus von 5,5 Prozent. B2C-Sendungen machen inzwischen 60 Prozent aller KEP-Sendungen aus. Das Sendungsvolumen der B2B-Sendungen (Versand von Unternehmen zu Unternehmen) ist dagegen im Jahr 2024 um 1,6 Prozent gesunken. Laut BPEX liegt das vor allem an der schwachen Binnenkonjunktur und -nachfrage. Die unterschiedliche Entwicklung der Marktsegmente im Jahresverlauf zeigt, dass die Paketbranche von der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Weltlage nicht verschont bleibt.
Trend geht zu Out of Home
Die Erwartungen für den KEP-Markt im Jahr 2025 sind trotz der aktuellen Lage und wirtschaftlicher Prognosen eher gedämpft. Laut der Studie des BPEX wird jedoch erwartet, dass der deutsche Paketmarkt auch im Jahr 2025 weiter wächst. Bis 2030 wird das Sendungsvolumen voraussichtlich auf etwa 5,19 Milliarden KEP-Sendungen steigen, was einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 3,2 Prozent entspricht. „Dieses robuste Wachstum ist Ausdruck einer sich weiterentwickelnden Branche – mit smarten Lösungen, neuen Technologien und einem feinen Gespür für die Erwartungen von Kundinnen und Kunden“, sagt Marten Bosselmann, Vorsitzender des BPEX.
Der Trend geht vor allem zur Out-of-Home (OoH)-Zustellung, also zur Lieferung an Shops oder Paketautomaten statt an die Heimatadresse. „Dabei steht ein größeres Angebot bei der Zustellung im Fokus. Die Haustürzustellung wird nicht abgeschafft, aber der Endkunde kann zwischen mehreren Möglichkeiten wählen“, erläutert Dr. Klaus Esser, Autor der KEP-Studie 2025. OoH sei aktuell ein wichtiger Treiber der Paketlogistik. Sie ermöglichen die Zustellung an Standorte, an denen Sendungen flexibel und individuell steuerbar abgeholt und aufgegeben werden können.
Dichtes Netz an Zustellpunkten erforderlich
Laut der Studie wird der Anteil der OoH-Zustellungen bis zum Jahr 2030 insbesondere in urbanen, verdichteten Regionen auf 25 bis 30 Prozent steigen. „Damit können die Emissionen auf der letzten Meile deutlich um 15 bis 20 Prozent gesenkt sowie der Verkehr in den Wohngebieten reduziert werden“, sagt er. Dabei sei es wichtig, logistische Anforderungen möglichst früh und konsequent in die Stadtplanung zu integrieren, etwa durch Logistikflächen, Paketshops, Schließfachanlagen und Paketautomaten.
„Wir brauchen ein dichtes Netz in den Innenstädten in der Nähe von Wohnungen, Park & Ride-Plätzen oder ÖPNV-Haltestellen, sodass die Empfänger nicht keinen zusätzlichen Weg zurücklegen müssen oder ihre Sendung zu Fuß oder mit dem Fahrrad abholen können“, erläutert Esser. Die OoH-Zustellung wird dabei nicht nur zur Effizienzsteigerung beitragen, ist auch entscheidend, um die wachsenden Paketmengen auch künftig bewältigen zu können.
Mit dem wachsenden Sendungsvolumen insbesondere im B2C-Segment wird auch der Bedarf an Zustellern mittel- bis langfristig steigen. Schon machen sie rund 52 Prozent des KEP-Markts aus. Insgesamt wird der Beruf des Zustellers jedoch komplexer, vielseitiger und technologiegestützter. „Gleichzeitig bleibt er im direkten Kundenkontakt und für die täglichen logistischen Dienstleistungen unverzichtbar“, sagt der Autor der Studie. Entsprechend der Prognose zur Marktentwicklung bis 2030 ist mit einem Bedarf von 10.000 bis 15.000 zusätzlichen Zustellerinnen und Zustellern zu rechnen.
Autor: Nicole de Jong
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