Die Herausforderungen der urbanen Logistik sind bekannt: Verstopfte Straßen und Staus behindern die Effizienz der Lieferungen. Zudem trägt das hohe Verkehrsaufkommen zu Luftverschmutzung und Lärmbelästigung bei. Die Folge: Die letzte Meile ist oft das teuerste und ineffizienteste Glied in der Lieferkette. Alternative Fahrzeuge wie Lastenräder oder Elektrokleinfahrzeuge bieten ein großes Potenzial für einen effizienten und umweltverträglichen Güterumschlag in den Städten.
RMS Moove beschäftigt sich mit nachhaltiger Logistik auf der letzten Meile. Kern der Entwicklungen des Ravensburger Unternehmens ist ein Containerwechselsystem, mit dem Sendungen schnell und emissionsfrei von Verteilzentren oder Mikrohubs in Innenstädte gebracht werden können. Ziel ist es, zügig Ware von größeren Fahrzeugen auf kleinere umzuladen. RMS Moove arbeitet in einem Netzwerk mit Partnern zusammen, die bereits ausgereifte Technologien, also Lastenräder, Boxen und Handlingsysteme, anbieten.
„Wir übernehmen die Konzeption, erstellen gemeinsam mit den Kunden oder Städten Lastenhefte, bündeln deren Anforderungen und stellen diese den Technologiepartnern vor, die wiederum passgenaue Lösungen anbieten“, erläutert Mario Traunspurger, Projektingenieur Concept & Engineering bei RMS Moove. Der Kunde erhält dann aus einer Hand ein modulares Gesamtsystem. Hat er bereits einen Partner für das Transportfahrzeug an der Hand, bindet RMS Moove diesen in sein Konzept mit ein. „Wir sind da flexibel“, betont er.
Die Technologie des Kernprodukts – das auf Rollenbahnen basierende Handlingsystem – hat das Unternehmen aus der Luftfracht übernommen, wo sich diese mechanischen Fördervorrichtungen für ein schnelles und leichtes Befördern von schweren Lasten oder Behältern etabliert haben. Der Prozess läuft so ab, dass größere Shuttlefahrzeuge vorkommissionierte Boxen mit Paketen auf verfügbaren innerstädtischen Flächen wie Parkplätzen oder -häusern auf kleinere Fahrzeuge umladen, die dann die Verteilung der Pakete übernehmen. Das Rollensystem ermöglicht es auch kleineren, nicht allzu kräftigen Personen, die Behälter auf ihr Lastenrad umzusetzen.
Die Shuttlefahrzeuge können je nach Größe vier oder sechs Boxen aufnehmen, sie können aber auch in Standard-Wechselbrücken mit 20 Behältern zu ihrem innerstädtischen Abstellplatz gelangen. Ursprünglich sollten die kleinen Container das Flächenmaß einer Europalette aufweisen. In Pilotprojekten stellte sich jedoch heraus, dass das dieses Maß nicht ausreicht, um der Forderung nachzukommen, in der Zustellung möglichst viel Volumen zu haben.
Das erste Pilotprojet fand in Ravensburg mit Südmail statt. „Funktional hat alles geklappt“, erzählt er. Es habe sich aber gezeigt, dass die Lösung für die reine Briefzustellung wie sie Südmail betreibt, überdimensioniert ist. Das zweite Pilotprojekt erfolgte mit Feine Fracht in Regensburg, einem Fahrradlieferdienst, der sich unter anderem auf den Transport von Gemüsekisten, Lebensmitteln und Büchern spezialisiert hat und zu dessen Kunden auch ein großes Einkaufszentrum mit 140 Geschäften gehört. In der Testphase wurden vor allem Pakete ausgeliefert. Dabei stellte sich heraus, dass die Dimensionierung angepasst werden muss, um in einer Ausliefertour mehr Stopps erledigen zu können und letztlich nur zwei, statt drei Touren pro Tag fahren zu müssen.
„In der neuesten Version haben wir – um das Optimum herauszuholen – die Box für die letzte Meile auf dem Lastenrad auf das etwa anderthalbfache Europalettenmaß vergrößert“, berichtet Traunspurger. Die bisherigen Erkenntnisse fließen nun in das dritte Pilotprojekt mit Vemo ein, einem auf innerstädtische Fahrradlogistik spezialisierten KEP-Dienstleister in Köln. RMS Moove richtet sich mit seinem Konzept vor allem an Kurier-, Paket- und Expressdienstleister (KEP), an die versendende Wirtschaft, aber auch an Städte und Kommunen sowie Immobilienanbieter, die die Microhubs oder Parkraum zur Verfügung stellen.
Autorin: Nicole de Jong
Fotos: RMS Moove