Innovationsprojekt MOVE21: hybrides Transportmodell grundsätzlich praktikabel

Eine Person zieht einen orangefarbenen Rollkoffer vor einem gelben Lieferwagen auf dem Bürgersteig. Die Person trägt eine weiße Weste und graue Hosen. Der Lieferwagen ist an einer Straßenecke geparkt und die Gebäude im Hintergrund sind teilweise sichtbar. Es regnet leicht.

Der gemeinsame Transport von Personen und Paketen ist ein vielversprechender Ansatz für eine nachhaltige urbane Mobilität. Dass dies funktionieren kann, zeigt das Innovationsprojekt MOVE21. In Hamburg wurde das Teilprojekt „Kombinierter Transport – on demand“ realisiert. Es untersuchte die Verknüpfung von Personen- und Warentransport, um städtische Emissionen zu reduzieren. Es ging darum, den Einsatz von Verbrennerfahrzeugen bei Kurierdiensten zu reduzieren und die Effizienz der Transporte zu steigern, indem verschiedene Fahrzeugtypen wie Fahrräder, Pkw und Transporter flexibel kombiniert werden.

Ein besonderer Fokus des von der Europäischen Kommission im Rahmen von Horizon 2020 geförderten Innovationsprojekts lag auf der Nutzung des Ridepooling-Dienstes MOIA für innerstädtische Kurierfahrten. Neben MOIA, dem dynamischen und nachfrageorientierten Mobilitätsangebot, das ohne feste Fahrpläne und physische Haltestellen auskommt, waren unter anderem auch das Bezirksamt Altona, DB InfraGO AG, first mile und die HafenCity Universität beteiligt.

Für das Projekt wurden im Frühjahr 2024 insgesamt 153 Kurierfahrten absolviert, davon 23 reale Transporte und 130 simulierte Transportfahrten ohne reale Transportgüter – basierend auf anonymisierten Daten innerstädtischer Kurierfahrten der Firma City Express, die zuvor real stattgefunden haben. Auch Paketfachanlagen an ausgewählten S-Bahnhöfen, konkret: „Box – Die Abholstation“ der DB InfraGO AG, wurden in den Praxistest mit einbezogen. Der Hauptlauf erfolgte mit MOIA, die Vor- und Nachläufe wurden zu Fuß zurückgelegt.

Ziel war es, die ökologischen Effekte und wirtschaftlichen Potenziale des hybriden Transportmodells zu evaluieren.

Die Kombination aus MOIA-Ridepooling und Stadtkurierdiensten erwies sich grundsätzlich als praktikabel. Die durchschnittlichen Fußwege zu den Haltepunkten betrugen 127 Meter bei der Abholung und 153 Meter bei der Zustellung. Als kritischer Faktor erwiesen sich jedoch die Wartezeiten der MOIA-Fahrzeuge, die durchschnittlich 15 und maximal 48 Minuten betrugen. Besonders in der Rush-Hour verlängerten sich Warte- und Fahrzeiten erheblich.

Auch stellte sich heraus, dass die durch MOIA verursachten Beförderungskosten den Gewinn des selbständigen Kuriers im Vergleich zu einer Kfz-Nutzung schmälern und dass nur 23 Prozent der Aufträge aufgrund der MOIA-Kosten und Wartezeiten über Mindestlohnniveau lagen. Wirtschaftlich vorteilhaft wären ausschließlich Kurzstrecken unter 30 Minuten, ergab das Projekt. Denn gerade im stadtnahen Kurzstreckenbereich kann MOIA seine Vorteile für Kuriere ausspielen: geringe Wartezeiten und hohe Verfügbarkeit.

Dazu kommt, dass selbstständige Kuriere, die eigenständig über ihre Touren entscheiden, einer festen Einbindung in On-Demand-Systeme skeptisch gegenüberstehen. In Interviews äußerten sie Vorbehalte, vor allem wegen der hohen Wartezeiten und der fehlenden Buchungsoptionen während laufender Fahrten. Zudem stellt die persönliche Begleitung der Sendungen im MOIA-Fahrzeug durch einen Kurier ein Hemmnis dar.

Im Abschlussbericht des Projektes wurden Empfehlungen ausgesprochen und Weiterentwicklungspotenziale aufgezeigt.

So könnte eine Abkehr von der Pflicht zur Kurierbegleitung Effizienz und Auslastung steigern. Außerdem wäre ein separates Preismodell für gewerbliche Kuriere essenziell. Es müssten zudem technische Anpassungen vorgenommen werden: Spezielle Fächer oder Transportboxen im Fahrzeug könnten den logistischen Prozess erleichtern. Auch die Nutzung von Smart-Lockern könnte vorteilhaft sein, ein Ausbau der Infrastruktur für Paketstationen könnte Vor- und Nachläufe verkürzen.

Dennoch: Erstmal geht es nicht weiter mit dem „Kombinierten Transport on-demand“. Um ein solches Modell erfolgreich in den Transportalltag zu integrieren, bedarf es sowohl der politischen Unterstützung als auch der Zusammenarbeit verschiedener Akteure wie Städte, Logistikunternehmen und Verkehrsbetriebe. Technologische Innovationen wie autonome Fahrzeuge und intelligente Logistiksysteme werden ebenfalls eine wichtige Rolle dabei spielen.

Autor: Nicole de Jong

Foto: DB AG/Oliver Lang

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