„Die Paketdienste in Deutschland übernehmen Verantwortung für den Klimaschutz und senken ihre Emissionen kontinuierlich.“ Das sagte Marten Bosselmann, Vorsitzender des Bundesverbandes Paket- und Expresslogistik (BPEX), bei der Vorstellung der BPEX-Nachhaltigkeitsstudie 2025. Schon heute transportieren KEP-Dienste 35 Prozent mehr Sendungen als in den vergangenen acht Jahren, benötigen dafür aber nur 17 Prozent mehr Fahrzeuge. Die Fahrleistung in Kilometern ist lediglich um fünf Prozent gestiegen. „Die Fahrzeugkilometer je Sendung dagegen sind um 21 Prozent gesunken“, fügt er hinzu.
Ein weiterer Faktor für diese Entwicklung ist das kontinuierlich abnehmende durchschnittliche Paketgewicht, das derzeit bei 4,6 Kilogramm liegt. Nur etwa drei Prozent der Sendungen wiegen mehr als 20 Kilogramm. „Durch das reduzierte Transportgewicht ist es gelungen, die Auslastung der Fahrzeuge zu erhöhen sowie den Kraftstoffverbrauch und damit auch die Emissionen zu senken“, erläutert Dr. Klaus Esser von KE-CONSULT Kurte & Esser. Er hat die Studie im Auftrag des BPEX erstellt.
Hürden im Hauptlauf
Die BPEX-Mitgliedsunternehmen haben sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu wirtschaften. Auf der ersten und letzten Meile wurden bereits große Fortschritte erzielt. „21 Prozent aller im KEP-Markt eingesetzten Lieferwagen sind E-Fahrzeuge. Damit fungiert der KEP-Markt als Elektrifizierungsbooster“, betont Bosselmann. Das wird besonders deutlich, wenn man den Anteil der E-Fahrzeuge an allen Kraftfahrzeugen von 2,6 Prozent und an leichten Nutzfahrzeugen von gut zwei Prozent zum Vergleich heranzieht. „Das elektrische Nutzfahrzeug im Wirtschaftsverkehr spielt im Vergleich zum KEP-Markt damit noch eine sehr untergeordnete Rolle“, ergänzt Esser.
Die größten Einsparpotenziale bei den Treibhausgasemissionen liegen zwar im Hauptlauf, doch lassen sie sich kurzfristig schwerer erschließen als weitere Reduktionen auf der letzten Meile. Dennoch gilt auch dort der Einsatz emissionsfreier oder -armer Fahrzeuge im KEP-Markt als realistisch – zumindest perspektivisch. Noch fehlt es allerdings an marktreifen schweren E-Nutzfahrzeugen, verfügbare Modelle sind rar. „Probleme mit der Reichweite und der Ladeinfrastruktur sowie die deutlich höheren Anschaffungskosten im Vergleich zu Dieselfahrzeugen behindern eine schnellere Marktdurchdringung“, sagt Esser.
Auf der letzten Meile sieht der Autor der Studie weiteres Potenzial zur Reduktion von Emissionen – etwa durch den Ausbau von Mikro-Depots in Kombination mit der Zustellung per Lastenrad. „Auch die Endverbraucher haben die Möglichkeit, einen Beitrag zur Minderung des Emissionsausstoßes zu leisten“, sagt Bosselmann. Die Zustellung an Abholstationen, so ergänzt er, sei dabei ein Modell mit Zukunft.
Kunden und Politik in der Pflicht
„Wichtig ist, Kunden stärker dafür zu sensibilisieren, wie entscheidend ein erfolgreicher erster Zustellversuch ist – idealerweise Out-of-Home an anbieteroffene Abgabestationen“, betont Esser. Denn wie die Nachhaltigkeitsstudie 2025 zeigt, steigen die Emissionen bei erfolgloser Erstzustellung mit anschließender Abgabe in Paketshops oder Packstationen um bis zu 600 Gramm. Wird die Sendung hingegen direkt an einen solchen Ort geliefert, lassen sich die Emissionen um rund 550 Gramm senken (vgl. Grafik).
Esser sieht die Lösung in einem Bündel an Maßnahmen: „Letztendlich ist es eine Mischung aus Elektrifizierung, innovativen Zustellkonzepten, dem Einsatz von Cargobikes – dort, wo es sinnvoll ist – sowie der aktiven Einbindung der Endkunden in alternative Zustellvarianten.“ Bosselmann richtet einen Appell auch an die Politik: „Die Branche ist nicht nur ein verlässlicher, sondern auch ein nachhaltiger Grundversorger für Bevölkerung und Wirtschaft. Die neue Bundesregierung muss sicherstellen, dass sie diese Rolle weiterhin erfüllen kann.“ Praxisferne Vorgaben – etwa willkürlich festgelegte Paketgewichte – hemmen die unternehmerische Initiative. Stattdessen brauche es gezielte Unterstützung, etwa durch eine Förderung von Leasingraten für Elektrofahrzeuge oder durch die Einrichtung zusätzlicher Ladezonen im öffentlichen Raum. Ein entsprechendes Verkehrsschild existiert bereits.
Autor: Nicole de Jong
Grafik:BPEX/KE-CONSULT