Out of Home: DPD und GLS gründen Partnernetzwerk von Paketabgabe- und -annahmestellen – anbieteroffen für andere Marktteilnehmer und KEP-Dienste.

Weg von der Haustürzustellung: So lautet der Trend in Deutschland für den Onlinehandel im B2C-Segment auf der letzten Meile. Und auch auf der ersten Meile, die private Kunden beim Versand von Retouren oder anderen Sendungen unterstützt, tut sich einiges. Während alle KEP-Dienste Shops betreiben, gibt es mit den Packstationen von DHL und den Amazon-Lockern bisher nur zwei etablierte, geschlossene Systeme in Deutschland. Dies hat GLS und DPD zu einer Kooperation veranlasst, die ausdrücklich auch weitere Partner gewinnen will.

Die beiden Marktteilnehmer betreiben jeweils rund 8.000 Shops und haben nun vereinbart, diese Abgabe- und Annahmestellen für den jeweils anderen zu öffnen und so ihre Out of Home-Netze schnell zu verdichten. Davon profitieren alle Beteiligten gleichermaßen. Mehr Anlaufstellen bedeuten kürzere Wege für die Paketkunden. „Und unsere Paketshop-Partner können mehr Umsatz generieren, auch weil mehr Kunden in ihre Geschäfte kommen und dort gleichzeitig einkaufen“, sagt Achim Dünnwald, Vorsitzender der Geschäftsführung von GLS Germany.

Das Ziel: Bis Ende des Jahres soll es bereits 10.000 Out of Home-Punkte geben, bestehend aus Shops und Paketstationen. Innerhalb von drei Jahren soll die Zahl auf 20.000 verdoppelt werden. 2025 wollen DPD und GLS weitere 1.000 Automaten aufstellen und ebenfalls rund 1.000 Shops eröffnen. Bis 2027 sollen dann rund 2.000 zusätzliche Paketstationen sowie weitere Annahme- und Abgabestellen hinzukommen. Dafür wollen die KEP-Dienste einen zweistelligen Millionenbetrag investieren.

Das Nutzerverhalten hat sich in den vergangenen Jahren verändert. „Wir sehen vor allem bei jüngeren E-Commerce-Kunden eine Präferenz für Out of Home-Punkte“, erläutert Dr. Karsten Schwarz, CEO von DPD Deutschland. Die Shops sind bereits ein relevantes Standbein, aber gerade jüngere Nutzer wollen rund um die Uhr auf ihre Sendungen zugreifen können. Für die Shops kann es zudem interessant sein, zusätzlich einen Automaten aufzustellen oder den Shop durch einen Automaten zu ersetzen, um Personalengpässen entgegenzuwirken.

Auch der E-Commerce kann neue Services anbieten: also nicht mehr nur die Haustürzustellung, sondern auch die Möglichkeit, die Sendung per Click and Collect in einen Shop oder Automaten liefern zu lassen. Städte und Kommunen profitieren ebenfalls, denn Paketshops und Automaten führen zu einer Bündelung der Transporte. Die Zusteller legen nicht nur weniger Kilometer zurück, sondern sind auch insgesamt weniger in den Innenstädten unterwegs. Je weniger Sendungen einzeln zugestellt werden müssen, desto größer ist auch der Effekt für die Umwelt.

Viele Flächenbetreiber unterstützen geschlossene Systeme nicht mehr. „Wenn wir unsere Paketmengen zusammenwerfen, erreichen wir schneller eine kritische Auslastung“, erläutert Schwarz, betont aber, dass beide Unternehmen Wettbewerber bleiben werden. Die Kooperation bezieht sich ausschließlich auf den gemeinsamen Betrieb von Shops und Lockern. Retouren oder Pakete, die in einer Paketstation oder einem Shop abgegeben werden, holen sie weiterhin mit eigenen Zustellfahrzeugen ab, so dass die Sendungen im jeweiligen Netz verbleiben.

Und woher kommt der Optimismus, dass die neue Kooperation besser funktioniert als das Schließsystem ParcelLock? Das gemeinsame Projekt von DPD und Hermes wurde 2022 eingestellt, weil sowohl die Nutzerzahlen als auch die Marktentwicklung hinter den Erwartungen zurückblieben. „Damals war der Out of Home-Markt noch nicht so etabliert, die Kunden bevorzugten noch die Zustellung an der Haustür“, sagt Schwarz. Zudem böten Onlinehändler zunehmend die Zustellung an Paketstationen oder Shops zu günstigeren Preisen an. Für die Haustürzustellung müssen die Verbraucher dann entsprechend mehr bezahlen. „Das wird dazu führen, dass diese Angebote noch deutlich stärker nachgefragt werden“, ergänzt Dünnwald. Beide KEP-Dienste sind nun überzeugt, dass anbieteroffene Paketstationen und Shops in Deutschland eine Zukunft haben.

Autorin: Nicole de Jong

Fotos: DPD und GLS

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