Projekt IMoGer: Modulare Elektrofahrzeuge als Lösung für die letzte Meile

Die letzte Meile stellt in der Logistik und im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) eine der größten Herausforderungen dar: Wie können Personen und Pakete effizient und nachhaltig auf den letzten Kilometern innerhalb einer Stadt bewegt werden? Das Projekt Innovative modulare Mobilität Made in Germany (IMoGer), unter der Leitung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), möchte genau diese Problematik lösen – mit mehreren Einheiten des im DLR entwickelten, automatisierten modularen Fahrzeugs U-Shift.

„Unser Ziel ist es, die Trennung zwischen Personen- und Güterverkehr auf der letzten Meile aufzuheben und ein flexibles, automatisiertes System zu schaffen, das beide Bereiche miteinander verbindet“, erklärt Prof. Meike Jipp, DLR-Bereichsvorständin Energie und Verkehr. „Mit IMoGer verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz, der nicht nur die Effizienz im Verkehr verbessert, sondern die Bedürfnisse und Erwartungen der Bevölkerung und Wirtschaft berücksichtigt.“ Für den Projekterfolg wichtig sei daher, die Menschen frühzeitig zu informieren sowie über Workshops, Erprobungsfahrten und Umfragen zur Nutzungsbereitschaft einzubeziehen.

Herzstück ist das automatisierte U-Shift-Fahrzeug

Kern des Projekts ist das vom DLR entwickelte Fahrzeug U-Shift – ein automatisiertes, modulares Elektrofahrzeug, das ohne Fahrer auskommt. Das U-Shift besteht aus einer Antriebseinheit und austauschbaren Kapseln, die je nach Bedarf für den Transport von Personen oder Gütern genutzt werden können. „Das U-Shift ist so konzipiert, dass die Transportkapseln automatisiert gewechselt werden können“, erläutert Dr. Tobias Hesse, der beim DLR das Gesamtvorhaben verantwortet. Das bedeutet, dass ein Fahrzeug morgens Menschen zur Arbeit bringen und am Nachmittag Pakete zustellen kann – ohne lange Standzeiten und ohne zusätzliche Fahrzeugeinsätze.

Die eingesetzten Technologien sind hochmodern: LIDAR-Sensoren, Kameras und KI-Algorithmen ermöglichen eine sichere Navigation auch in komplexen Verkehrssituationen. In schwierigen Verkehrslagen, etwa an Kreuzungen, kann das Fahrzeug über intelligente Verkehrsinfrastruktur Empfehlungen empfangen – zum Beispiel über die WLAN-Technologie ITS G5 oder Mobilfunknetze. „Das Fahrzeug wird von einer Leitstelle überwacht, die in kritischen Situationen eingreifen kann“, so der DLR-Experte weiter. Die Sicherheit hat oberste Priorität. Deshalb wird im Rahmen von IMoGer ein vollständiger Sicherheitsnachweis nach der Autonome-Fahrzeuge-Genehmigungs-und-Betriebs-Verordnung (AFGBV) erbracht.

Testbetrieb ab Mitte 2027 in Braunschweig

Der praktische Einsatz des IMoGer-Systems startet ab Mitte 2027 im Stadtgebiet Braunschweig, nachdem es zuvor zunächst auf abgeschlossenen Testgeländen und dann im öffentlichen Verkehrsraum, unter anderem auf dem Testfeld Niedersachsen und im Bereich des Schwarzen Bergs in Braunschweig, ausgiebige Probefahrten absolviert hat. „Der Testbetrieb mit Fahrgästen und Paketen, der bis Ende 2027 dauern wird, ist entscheidend für den Erfolg des Projekts“, sagt Hesse.

Die Einbindung der Stadt Braunschweig und des Regionalverbands Braunschweig als assoziierte Projektpartner stellt sicher, dass die spezifischen Anforderungen der Kommunen berücksichtigt werden. Die Projektpartner, der Paketdienstleister UPS und die Braunschweiger Verkehrs-GmbH (BSVG), testen das System direkt im regulären Betriebsumfeld – ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Regelbetrieb.

Perspektive: Vom Pilotprojekt zum Regelbetrieb

„Autonomes Fahren bietet enorme Chancen für mehr Effizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit im Verkehr“, sagte Bundesminister Dr. Volker Wissing. „Mit der Förderung treiben wir die Entwicklung autonomer Fahrzeugsysteme, ‚Made in Germany‘ voran und stärken den Innovationsstandort Deutschland.“ Wissing übergab Mitte Februar eine Förderurkunde über 35 Millionen Euro des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV). IMoGer hat nicht nur das Potenzial, die letzte Meile effizienter zu gestalten – es könnte auch zu einem Modell für zukünftige Mobilitätskonzepte in ganz Deutschland werden, darin sind sich alle am Projekt Beteiligten einig.

Autor: Nicole de Jong

Fotos: DLR/Kruszewski

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