Klimaziele im Fokus: Herausforderungen und Chancen auf dem Weg zu einer nachhaltigen letzten Meile

Die EU-Kommission prüft derzeit die Einführung von Mindestquoten für emissionsfreie Fahrzeuge – als weiteren Schritt zur Umsetzung der Klimaziele der EU im Verkehrssektor. Obwohl noch keine konkreten Vorgaben beschlossen wurden, sind KEP- und Lieferdienste längst dabei, Sendungen auf der letzten Meile zunehmend CO2-frei zuzustellen.

Die Unternehmen der KEP-Branche treiben die Elektrifizierung Zustellflotten intensiv voran, um bis 2035 in den meisten deutschen Großstädten CO2-frei liefern zu können. So umfasst die Flotte von Hermes Germany mehr als 1.100 elektrische Fahrzeuge, davon 990 E-Transporter und 125 Lastenräder. DPD Deutschland hat derzeit einen noch einstelligen Anteil an Elektrofahrzeugen in seiner Flotte, arbeitet jedoch gemeinsam mit seinen Systempartnern daran, diesen schnellstmöglich zu erhöhen.

Bei GLS Germany sind rund 20 Prozent der Gesamtflotte elektrifiziert, aktuell setzt das Unternehmen also mehr als 1.100 emissionsfreie/-arme Zustellfahrzeuge auf der letzten Meile ein. Auch UPS bewertet die Elektrifizierung der Flotte als Schlüssel zum Erreichen eines Anteils von 40 Prozent alternativer Kraftstoffe im Bodenbetrieb bis 2025. Und Deutsche Post und DHL gelingt die CO2-reduzierte Beförderung allein in Deutschland schon heute mit rund 30.000 Elektrofahrzeugen – so vielen, wie kein anderer Logistiker im Einsatz hat.

Alle Unternehmen investieren gleichzeitig in Ladeinfrastruktur. „Für eine zukunftsfähige Zustellung auf der letzten Meile sind wir aber auch auf den Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur angewiesen, was einen gemeinsamen Kraftakt von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erfordert“, sagt GLS-Sprecher Pelle Faust. Die Unternehmen setzen darüber hinaus seit vielen Jahren zunehmend Lastenfahrräder für die Zustellung von Sendungen in städtischen Gebieten ein.

Der Einsatz von Ökostrom aus regenerativen Quellen sowie eine effiziente Tourenplanung gehören bei Flaschenpost zu den wichtigen Klimamaßnahmen. Der deutschlandweit tätige Online-Supermarkt hat ebenfalls damit begonnen, seine Lieferflotte sukzessive auf Elektrofahrzeuge umzustellen. Dazu hat das Unternehmen 1.000 Elektrotransporter verschiedener Hersteller angeschafft und die nötige Ladeinfrastruktur aufgebaut. Im Zuge dessen hat Flaschenpost ein intelligentes Lastmanagement von IO-Dynamics implementiert, das sich den individuellen Gegebenheiten der einzelnen Lagerstandorte und Fahrzeugtypen anpasst und immer nur so viel Strom abruft, wie tatsächlich benötigt wird.

Die mit einer eigens entwickelten künstlichen Intelligenz geplanten Touren entlasten den Straßenverkehr. Bis zu zehn Einzelfahrten zum Supermarkt werden durch eine einzige Liefertour ersetzt. Mit dem „Grünen Lieferfenster“ weist flaschenpost Kunden beim Bestellen auf Lieferzeiten hin, zu denen ohnehin mehrere Adressen in der näheren Umgebung beliefert werden. So werden Bestellungen zeitlich und örtlich gebündelt und die Tourenlängen reduziert, was wiederum den CO2-Ausstoß senkt.

Der Logistiker trans-o-flex hingegen muss einen anderen Weg einschlagen. Um den CO2-Fußabdruck seiner Geschäftstätigkeit und insbesondere der Transporte zu senken, testet der Logistiker trans-o-flex immer wieder Innovationen der Fahrzeugindustrie. Dabei steht das Unternehmen vor der besonderen Herausforderung, dass es Fahrzeuge braucht, die auch eine aktive Temperierung des Ladeguts ermöglichen, weil es sensible Arzneimittel befördert. „Hier gibt es bisher keine E-Fahrzeuge die den Anforderungen an Reichweite, Zuladung und Wirtschaftlichkeit entsprechen“, sagt trans-o-flex-Geschäftsführer Martin Reder.

Als Zwischenschritt zur E-Flotte setzt der Logistiker bei Neuanschaffungen daher vorrangig auf Fahrzeuge mit elektrischer Kühlung. Die Energie für das Kühlaggregat kommt dabei aus einer Pufferbatterie. Sie wird morgens vor dem Start der Zustellfahrzeuge ausschließlich mit Strom aus regenerativer Energie geladen und dann unterwegs bei Bedarf über die Lichtmaschine des Fahrzeugs nachgeladen.

Autorin: Nicole de Jong

Fotos: flaschenpost, Hermes, trans-o-flex

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